Die Anfänge des Standortes Kriegswald
aufgeschrieben von DK2EA


Der Kriegswald

 

Diesen martialischen, wohl aus den Wirren des Dreißigjährigen Krieges herrührenden Namen trägt die mit 727 Meter über NN höchste, zur Stadt Helmbrechts gehörige Erhebung der "Münchberger Gneismasse" unweit der Ortsteile Ort und Bärenbrunn.

Um die Jahreswende 1969/1970 schmiedeten Karl (DC6SI) und Wolfgang (DK2EA) Pläne, dort oben auf einem pachtweise zur Verfügung gestellten Grundstück ein A-QTH ihrer Amateurfunkstellen zu errichten (Der Begriff "A-QTH" deshalb, weil nach der damaligen DVOAfuG beim Betrieb an einem zweiten festen Standort an das Rufzeichen der Buchstabe "A" anzuhängen war, z.B. DK2EA wurde dort zu DK2EAA). Aufgrund der noch recht liberalen Bayerischen Bauordnung waren Antennenmasten bis 100m Höhe genehmigungsfrei. Gleiches galt für Gebäude im Außenbereich, allerdings durften sie keine Fenster und nicht mehr als 5 Kubikmeter Raumvolumen haben (z.B. Forst- oder Teichwirtschaftshütten).

Während vieler Abende und Wochenenden entstanden in der Werkhalle von DC6SI´s Baugeschäft, in welchem alle logistischen Voraussetzungen vorhanden waren, zu Jahresbeginn 1970 nach und nach 4 Gittermastsegmente von je 6m Länge sowie alle anderen der zum Aufrichten und für den Antennenträger notwendigen Anlagenteile.

Weil sich der Winter 1970 endlos hinzog (Schneefälle noch am 27. Mai!), konnten erst im Juni die insgesamt 5 Fundamentgruben ausgehoben und betoniert werden. Gerade noch rechtzeitig zu dem am ersten Juli-Wochenende stattfindenden UKW-Kontest gelang das Aufstellen des insgesamt 24m langen bzw. hohen Gittermastes. Die Konstruktion war übrigens so ausgelegt, dass diese Prozedur notfalls ein Mann alleine auszuführen vermochte.

Im August feierte man das Richtfest für das Funker-Shack, das auf einer Betonplattform gegründet ist. Um die Forderung "keine Fenster" zu erfüllen und trotzdem Tageslicht zu haben, wurden im Flachdach Bretter ausgespart und dieser Teil mit Lamilux gedeckt. Die höchstzulässigen 5 Kubikmeter waren so ausgeklügelt, dass 2 Mann vor dem Gerätebord sitzend gerade ausreichend Platz hatten. Potenzieller Erstickungsgefahr der OPs beugten zwei Lüftungsschlitze vor. Den für die Geräte nötigen "Saft" lieferte ein 2-Takt Stromerzeuger von 2,2 KVA, der etwas vom Shack entfernt auf Waschbetonplatten stand und durch ein darüber gestülptes, mit Dachpappe beschlagenes altes Fernsehergehäuse vor den gröbsten Wetterunbilden geschützt war.

Als erstes Antennensystem kamen im 2m-Band 4 Stück 10 Element Yagi von WISI in der klassischen "H" Anordnung zum Einsatz. Weil damals über die korrekten Stockungsabstände widersprüchliche Informationen vorhanden und innerhalb des großen "H" noch ein kleines "H" von 4 Yagis für 70cm zur Montage vorgesehen waren, geriet der Abstand vor allem horizontal zu groß. Die Folge war ein Antennendiagramm mit 2 kräftigen Seitenzipfeln, einem Dreizack nicht unähnlich. Bereits der erste Winter zerstörte trotz der Verstärkung mit einem zusätzlichen Unterzug durch 20cm dicken Eisansatz die WISI-Antennen. 1971 zierte deshalb nur noch eine einsame 10-Element Yagi, die aus den Resten rekonstruiert werden konnte, den Kriegswaldtower. Ein neues, besseres Konzept musste her, zudem sich gezeigt hatte, dass die 24 Meter Masthöhe nicht ganz ausreichten, um über die Wipfel der Fichten, die trotz angeblichem Waldsterben unverdrossen jedes Jahr 50-70cm zulegten, in alle Richtungen frei abstrahlen zu können.

Die Mastspitze bekam nun einen 1m hohen, sich verjüngenden Gitteraufsatz, der mittels zweier Kugellager das 5,5 m lange Rohr hielt, um welches der Mast verlängert wurde. Weil dieser nur auf die ursprünglichen 24m berechnet war, durfte ihm jedoch nicht allzu viel an zusätzlicher Kopflast zugemutet werden. Für das 2m-Band wurde deshalb eine sogenannte Gruppenantenne aus 5 Etagen von je 4 Ganzwellendipolen bzw. Reflektoren montiert, die nur geringes Gewicht besaß. Für 70cm war unter ihr allerdings gerade noch Platz zu einer bescheidenen Vormast-Yagi. Mit dieser 20-Element-Gruppenantenne, welche einen Gewinn von ~12dB hatte und einer HF-Leistung von etwa 200 Watt, konnte im September 1975 bei einem QSO mit UA3LBO, Waleza in Smolensk (heute als RA3LE bekannt) auf 144 MHz eine damals noch relativ spektakuläre Tropo-Weitverbindung über 1400km getätigt werden.

Im Winter 1978/1979 schlug Petrus neuerlich zu. Die Gruppenantenne, die ihre hervorragende Eignung für Tropo-DX bei QSO´s z.B. mit OH6 (1600km) und SM2 (1900km) wiederholt unter Beweis stellten konnte (weil öfters der Generator streikte, liefen solche Verbindungen mitunter "barfuß" an der 12-V-Starterbatterie, d.h. mit 10 Watt HF-Leistung!), bestand nur noch aus deformiertem Alu. Wegen Großsignalproblemen der Empfänger infolge zunehmender Stationsdichte und den immer höheren Senderleistungen erwiesen sich horizontal schwach bündelnde Dipolzeilen inzwischen auch nicht mehr als vorteilhaft. Zunehmender Beliebtheit erfreuten sich dagegen die Lang-Yagis. Diesem Trend folgend, kamen nunmehr 2 Stück 14-elementige Parabeam Antennen der Firma Jaybeam in vertikaler Stockung zum Einsatz. Die bisher verwendeten Fernseh-Koaxialkabel wurden durch dickere Leitungen professioneller Herkunft ersetzt und anstelle des wegen Kolbenfressers unbrauchbar gewordenen alten Stromaggregats mittels 7,5 PS Hatz-Diesel eines Mörtelmischers und vom THW günstig erstandenem 3-Phasen-Generator eine leistungsfähigere Stromerzeugung (5 KVA) installiert, für welche dann auch ein neues Häuschen aufzumauern war. Nur 3 Jahre später musste die Kriegswald-Crew, welcher zeitweilig auch Martin, DL2AX und Erich, DL1NBY angehört haben, die von allerlei Korrosionsschäden geplagten Parabeams durch 2 x 17-Element Yagi von F9FT ersetzen, welche elektrisch etwa gleiche Werte boten. Zwar wurde oft beim UKW-Kontest mitgemischt, für einen Platz auf dem "Treppchen" reichte es in der damaligen Randlage von DL jedoch nie. Das 70cm Band erlangte aufgrund der winzigen Antenne in all den Jahren kaum je an Bedeutung, SHF-Aktivitäten wurden gar nicht erst versucht. Ständige Probleme mit den unbefestigten Zufahrtswegen und dem Stromaggregat, sowie die oft notwendige Überholung des Rostschutzanstrichs des aus normalem Baustahl geschweißten Mastes erforderten einen hohen Aufwand an Zeit und Arbeitskraft, gegenüber welchem die Phasen tatsächlich gepflegten Funkbetriebes immer stärker ins Missverhältnis abdrifteten. DK2EA´s Vorschlag, einen kippbaren 33m Teleskop-Kurbelmast der Firma Westtower sowie ein auf Dauerleistung ausgelegtes 15 KVA Stromaggregat anzuschaffen, fand angesichts der Kosten von ca. 20.000 DM keine Unterstützung. Daher und zum Teil auch aus rein persönlichen Gründen, löste sich die ursprüngliche Kriegswaldgruppe 1985/1986 auf.

Nachfolger Rainer, DL8NCG und seine Mannen haben später einen völlig neuen Alu-Tower von 30m Höhe aufgebaut, über dessen - natürlich ebenfalls neuen - Antennen nun auch ihr eigenes Clubrufzeichen DK0HEL vom Kriegswald aus auf 2m, 70cm und 23cm "on Air" ist.

Text und Fotos: DK2EA

 

Der damalige Mast:


Die 5 Kubikmeter umbauter Raum:


Auch Besucher kamen mal vorbei:
Auf dem Bild sind von links nach rechts zu sehen:
Karl Süß, DC6SI, Kurt Morbach, DL2GX, Wolfgang Müller, DK2EA, Herbert Hülf, DJ4HH, Max Haas, DJ5IO.
Aufgenommen wurde das Bild von Martin Tischler, DL2AX.